von Ulrich Heinke
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14. November 2024
2018 in Metz übernachtete ich in einem dieser französischen Billighotels, die man in der Nähe von Autobahnen findet. Diese Hotels liegen fast ausnahmslos etwas außerhalb der Städte, meist in einem Gewerbegebiet. Es gibt dort immer reichlich Parkplätze, so dass einem die Parkplatzsuche erspart bleibt und auch keine Extrakosten für die Parkgarage anfallen. Ideal sind diese Hotels für die Zwischenübernachtung, um am nächsten Morgen die Reise zum eigentlichen Ziel fortzusetzen. Man bleibt außerhalb, in der Peripherie der Stadt, ohne sich in die meist engen, überfüllten Innenstädte quälen zu müssen. Der Aufenthalt bleibt entsprechend anonym, die Umgebung erscheint austauschbar und ist nach dem morgendlichen Aufbruch auch rasch wieder vergessen. Meist gibt es in der Umgebung nicht viel zu entdecken, Gastronomie sucht man dort vergebens, vielleicht hilft ja ein Lieferdienst. Ein Aufenthalt über eine ganze Woche hinweg ist in diesen Hotels also eher die Ausnahme. Die Zimmer haben nur eine Mindestgröße, so dass man kaum ein paar Schritte darin laufen kann. Die Bäder sind oft Nasszellen aus Kunststoff, die mehr oder weniger aus einem Stück gefertigt sind und auch so, im Ganzen, eingebaut werden. Die kompakte Bauweise erleichtert die Reinigung, da es nur wenige Fugen gibt und sich diese Dinger bestimmt auch komplett unter Wasser setzen lassen, ohne eine Überschwemmung zu verursachen. Manchmal stehen die Zellen wie ein frisch gelandetes Flugobjekt im Zimmer herum. Das Bett ist meist so klein, das Frühstück so karg, dass es eher als Symbol eines tatsächlichen Betts oder Frühstücks gelesen werden kann. Die erworbene Dienstleistung wird auf dem niedrigst möglichen Level erbracht, so dass es für den Gast gerade noch vorstellbar ist, um was es sich hier eigentlich handelt. Zum Frühstück gab es immerhin frisches Baguette, ein Niveau also, welches niemand in Frankreich zu unterschreiten vermag. Es war eine Art Wink aus der wirklichen Welt. Praktischerweise waren die Übernachtungen in einem Gewerbegebiet schon inmitten meines fotografischen Settings. Ein Foto von meinem Auto vor dem Hotel war dann ebenso ein privater Schnappschuss wie ein kanonisches Bild.