Markinsholz war, ganz zufällig, der 150.000ste Passagier auf unserem Regionalflughafen. Damals half ich für kurze Zeit in der Bezirksverwaltung aus. Die Kreisreform führte zur Fusion mit der Nachbargemeinde. Sie suchten jemanden als Lückenfüller für den Übergang, ohne besondere Ambitionen auf eine weitere politische Karriere. Ich hatte gerade einen Prozess wegen mangelhafter Bauausführung verloren und brauchte dringend etwas Geld. Also war ich es, der Markinsholz einen Präsentkorb mit hiesigen Spezialitäten überreichen durfte. Obwohl das Pressefoto am nächsten Tag völlig eindeutig war - was die Verteilung der Rollen betraf - war die Bildunterschrift falsch. Zwar war der Name `Markinsholz´ völlig korrekt geschrieben, aber ich stand auf der rechten Seite, nicht auf der linken, wie es die Bildunterschrift vermerkte. Markinsholz war es peinlich. Ich konnte das nicht verstehen, ein kleines Lokalblatt, eine lapidare Meldung, doch Markinsholz bestand auf Richtigstellung. Also druckte die Zeitung das Bild ein weiteres Mal ab, mit einer kleinen Entschuldigung auf der letzten Seite des Lokalteils. Der Text unter dem Foto war korrigiert, nur leider war die Abbildung seitenverkehrt in die Zeitung gerutscht, alles umsonst, wieder falsch.. Markinsholz konnte das nicht begreifen. Ich hielt ihn mit Mühe von weiteren Beschwerden ab. Markinsholz riss sich die beiden Seiten aus und legte sie auf den Tisch in seinem Zimmer. Irgendwann betrachtete ich sie und sah, dass er die Bildunterschriften herausgeschnitten hatte. Leider hatte er in der zweiten Ausgabe einen Artikel über den Schadensersatzprozess gegen meine Firma entdeckt und dick angestrichen. Jetzt wusste ich, warum es mit dem Pool nicht mehr so eilig war.
Ausschnitt aus dem Text "In Steilkurven braucht man nicht zu lenken, man fährt eigentlich immer nur geradeaus" zuerst erschienen in A.N.Y.P. Nr. 9
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1999