Auf dem Rückweg von den Kapverdischen Inseln machten wir noch einige Tage Station in Lissabon. Bevor es am Sonntag nachmittag weiter nach Berlin ging, wollte ich noch das Museu Calouste Gulbenkian besuchen. Es war viel zu früh, das Museum öffnete erst um 10 Uhr. So blieb mir nur ein Blick von außen und der Besuch des Gartens. Der Park war menschenleer. Es gab einige künstlich angelegte Seen und Wasserläufe, großes Pampasgras wuchs überall. Eine Skulptur die Calouste Gulbenkian darstellte, stand vor der riesigen Figur eines Falken. Ein Horus, einer der Hauptgötter des alten Ägypten.
Gulbenkian hatte ein riesiges Vermögen im Ölgeschäft gemacht. Schon sein Vater handelte mit Petroleum. Im Irak wurde das erste Öl bereits 1909 gefunden. Gulbenkian lebte später in London und vermittelte Geschäfte mit den in Europa gerade neu gegründeten Ölkonzernen, zum Beispiel mit Shell. Stets sicherte er sich eine Beteiligung von 5% an den von ihm eingeleiteten Geschäften und Gründungen. Befeuert von seinen beinahe unbegrenzten finanziellen Mitteln, trug er eine riesige Kunstsammlung zusammen. Vielleicht wollte Gulbenkian, der nirgends heimisch wurde, Zeit seines Lebens ein Hypochonder war und ständig einen Medikamentenbeutel mit sich herum trug, sich durch das Sammeln eine Identität verschaffen. Als und aus Vorrat sozusagen. Die hochkarätigen Kunstwerke wurden nach seinem Tod in eine Stiftung eingebracht. Das Stiftungskapital wuchs durch Investitionen in das Ölgeschäft beträchtlich. Im Jahr 2018 wurde schließlich die Öl-Holding verkauft. Seit 2020 vergibt die Stiftung einen Nachhaltigkeitspreis.
Ich verließ den Garten des Museums nach einiger Zeit. Die umliegenden Straßen lagen immer noch in sonntäglicher Ruhe. Nur wenige Autos parkten dort, einige Fahrzeuge waren mit einer Abdeckung vor Nässe und Staub geschützt.